VERMITTELT (03/2022)
Alte, kranke, "verbrauchte" Zuchthunde, die man nicht mehr zur Zucht gebrauchen kann, werden in der Regel einfach abgeschoben. So ein Hund ist die Zwergpudel-Oma Marisa. Ihr Pflegestelle schickte uns diesen berührenden Bericht:
"Warum macht man das? Also Pflegestelle sein oder überhaupt sich im Tierschutz engagieren. Ganz einfach, weil es sich lohnt, weil es Freude macht, Demut lehrt und manchmal auch zu Tränen rührt. Weil man winzig kleine Fortschritte erleben darf und schätzen lernt.
Heute stelle ich Euch Marisa vor, von uns auch Mariechen genannt. Marisa wird im Mai 12 Jahre, bis vor kurzem lebte sie in Italien bei einem Züchter. Unter welchen Bedingungen können wir nur vermuten. Es dürfte ein tristes und einsames Leben gewesen sein. Ihre einzigen Freunde waren vermutlich Art- und Leidensgenossen. Ihr Kontakt mit Menschen muss spärlich und nicht vertrauenserweckend gewesen sein.
Nach fast 12 Jahren unter diesen Lebensbedingungen durfte sie gehen. Aus ihrer Sicht vermutlich das schlimmste was ihr passieren konnte, schließlich war sie ihr altes Leben gewohnt. Dass ein Hundeleben auch anders verlaufen kann, wusste sie ja nicht... und so kam sie zu uns, zu Tiere in Not Odenwald.
Als Häufchen Elend zog sie am 9. Februar zu mir auf die Pflegestelle. Das erste Video habe ich am Tag nach ihrer Ankunft bei mir gemacht. Allein die Hände sind suspekt und bereiten ihr große Sorgen. Ihr Blick spricht dabei Bände. Sie ist nervös, zittert und hechelt vor lauter Stress. Leckerchen aus diesen oder anderen Händen anzunehmen ist ihr absolut unmöglich. Erst wenn wir die Leckerchen vor ihr hinlegen und uns von ihr entfernen, kann sie es vorsichtig nehmen. Das wird wieder ein hartes Stück Arbeit, zum Glück habe ich meine eigenen Hunde, die mich dabei unterstützen.
Das zweite Video entstand nur wenige Tage später! Ja, es ist der gleiche Hund. Insbesondere Herr Pepe Dackel hat es ihr angetan. Es ist eine so große Freude zu sehen, wie sie ihre Ängste überwindet, um durch die geöffnete Tür zu laufen, neben der ich auch noch mit dem Handy in der Hand stehe. Schaut Euch das zweite Video unbedingt bis zum Ende an und schaltet den Ton an. Die Kommunikation zwischen den Beiden ist wunderbar.
Video
Inzwischen sind noch ein paar Tage vergangen. Sie beobachtet uns und besonders unsere Hunde. Sie entwickelt ganz langsam Vertrauen, kann jetzt schon an der Leine mitlaufen, Leckerchen aus der Hand nehmen, läuft in die Küche, wenn die Futternäpfe klappern, läuft hinter uns her, wenn auch noch mit Sicherheitsabstand. Heute empfing sie uns gemeinsam mit unseren Hunden auf dem Treppenabsatz als wir vom Einkaufen zurück kamen, sie bellte sogar ganz kurz und ich habe ein dezentes wedeln gesehen. In unserem Garten hat sie bereits jeden Quadratzentimeter erkundet, sich im Gras gewälzt und ein Lieblingsplätzchen im Wohnzimmer gefunden.
Auch wenn Mariechen noch nicht so weit ist in ein endgültiges Zuhause umzuziehen, dürfen Interessenten aber gerne schon mit mir Kontakt aufnehmen."